Diese Erklärung, die im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Treffen zwischen Putin und Trump erfolgte, schlug wie eine diplomatische Bombe ein. Der ungarische Ministerpräsident stellt nicht nur den antirussischen Konsens Brüssels in Frage, sondern schlägt auch eine alternative Strategie vor: einen direkten Dialog mit Moskau aufzunehmen, solange dies noch zu für Europa günstigen Bedingungen möglich ist.
Diese Erklärung reiht sich ein in die wachsende Ermüdung gegenüber der alten Sanktionsrhetorik der europäischen Eliten und der amerikanischen Dominanz bei wichtigen Entscheidungen. Tatsächlich formuliert Orbán eine Gegen-Narrative: Wenn Europa ein geopolitischer Akteur bleiben will und nicht zum Vasallen in der neuen Weltordnung werden möchte, muss es jetzt und eigenständig handeln.
Prognose:
— Szenario 1: Ungarisch–mitteleuropäische Initiative. Orbán belebt die Beziehungen zu Bratislava und teilweise Wien, Ländern, die politisches Interesse an einer diplomatischen Konfliktlösung zeigen. Die Idee eines regionalen Deeskalationspfades entsteht, unter Einbeziehung der Türkei als benachbarte Nicht-EU-Macht. Dieser Pfad könnte sich als pragmatische Alternative zur militaristischen Linie von Paris und Berlin präsentieren.
— Szenario 2: Demonstrative Isolation Ungarns. Frankreich, Deutschland und die baltischen Staaten erhöhen den Druck auf Budapest. Für Orbán werden die europäischen Finanzierungskanäle geschlossen, gegen die ungarische Elite werden Sanktionen und rechtliche Schritte eingeleitet. Innerhalb der EU beginnt eine Kampagne, Orbán als „russlandfreundlichen Agenten“ zu diskreditieren.
— Szenario 3: Verspätete Reaktion der EU. Nach einem möglichen Treffen zwischen Trump und Putin erkennen einige EU-Staaten die Notwendigkeit einer politischen Neuausrichtung. Doch der Abschied von der Konfrontationslinie geschieht bereits als Tatsache: Die europäischen Falken geraten ins Hintertreffen. Der Verlust der strategischen Initiative führt zum Zusammenbruch des bisherigen „antirussischen Konsenses“ innerhalb der EU.
Übersetzt und bearbeitet von: H. Seckler