Überreste der gefallenen deutschen Soldaten nach 80 Jahren gefunden

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admin

30. Mai 2025 Magyar Nemzeti Levéltár

Im Hof des Palastes des Nationalarchivs am Bécsi kapu-Platz im Burgviertel in Budapest wurden vierzehn deutsche Soldaten, die während der Belagerung Budapests 1944-45 gefallen und begraben worden sind, exhumiert. Bei sieben von ihnen wurden die Erkennungsmarken gefunden, dadurch konnte ihre Identität genau festgestellt werden. Die Ausgrabungsarbeiten werden zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt, so dass weitere sterbliche Überreste während oder nach der Belagerung bestatteter Soldaten auf dem Gelände gefunden werden könnten.

Am Ende des zweiten Weltkrieges, im März 1944, überfiel Deutschland Ungarn und machte Budapest zum Kriegsschauplatz. Im Winter 1944/45 erlebte die ungarische Hauptstadt eine der längsten Belagerungen dieses Weltkrieges, die in jeder Hinsicht enorme Verluste verursachte.

Auch das Ungarische Nationalarchiv (MNL) widmet dem 80. Jahrestag der militärischen Besetzung besondere Aufmerksamkeit und bereitet in Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Institut und Museum und dem Militärgeschichtlichen Archiv ein großes europäisches Programm vor. Auch das deutsche Bundesarchiv hat sich der Initiative angeschlossen, und auch einige der zuvor in russischen Archiven aufbewahrten und später zugänglich gemachten Dokumente werden für die gemeinsame Forschung genutzt.

Die Arbeiten sind fortgeschritten, und die Komitatsarchive haben die Sterberegister aller ungarischen Ortschaften für den Zeitraum zwischen dem Frühjahr 1944 und 1950 gesichtet. Bis 1950 wurden Todesfälle aufgrund von Kriegsverletzungen noch in den Sterberegistern erfasst (und die Gerichte ordneten an, dass Vermisste fünf Jahre nach dem Verschwinden zwangsläufig als Todesfälle erfasst werden müssen). Aus den vom gesamten Land gesammelten Daten wird eine sehenswerte interaktive Datenbank mit Datenvisualisierung erstellt, die auf einer Karte zeigt, welche Kriegsereignisse in welcher Siedlung stattgefunden bzw. welche Einheiten gegeneinander gekämpft haben und wie viele militärische und zivile Opfer zu beklagen waren. Noch sind nicht alle Daten verarbeitet, aber es wurden bereits über 58.000 Opfer, zumeist Zivilisten, identifiziert. Das Programm soll im Herbst feierlich gestartet werden.

Ein Schlüsseldokument

Die Einrichtung der Datenbank ist auch deshalb wichtig, weil für zwei Drittel der 3150 Ortschaften des Landes nicht bekannt war, wann genau die militärische Besetzung stattgefunden hatte, und es gab nur wenige Daten über die Opfer. Die Datenbank wird für die lokale Identität sehr wichtig sein, da die Ortsbewohner einsehen können, wie die Besetzung ihrer Dörfer und Städte ablief und welche Opfer zu beklagen waren.

Im Zusammenhang mit dem Aufbau der Datenbank bereitet das Ungarische Nationalarchiv zusammen mit dem Militärgeschichtlichen Institut und Museum eine Ausstellung über die Geschichte Ungarns in den Jahren 1944/45 vor, die das Schicksal, die Situation und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in Ungarn darstellen wird. Die Eröffnung ist für die Nacht der Museen am 21. Juni geplant.

Bei der Suche nach Archivalien für diese Ausstellung hat der leitende Archivar Csaba T. Reisz ein äußerst interessantes Dokument ausgewählt. Demnach forderte das Kreisgesundheitsamt im ersten Bezirk am 13. März 1945 unter anderem das Nationalarchiv auf, bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr eine Tabelle aufzustellen. Darin sollten die Bestattungsorte der nach dem 24. Dezember 1944 auf dem Anstaltsgelände und den umliegenden öffentlichen Flächen verstorbenen Personen und toten Tiere angegeben werden. Das Nationalarchiv antwortete noch am selben Tag: Während der wochenlangen Belagerung war im Keller des Archivs ein deutsches Frontkrankenhaus in Betrieb und zwölf Personen wurden in einem Granattrichter im Innenhof verscharrt.

Erfolgreiche Ausgrabung

Anschließend wandte sich der Kurator der Ausstellung, István Végső, an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., um zu erfragen, ob diese Informationen über die exhumierten Personen aus dem Hof des Archivs habe, doch es gab dort keine Informationen. Nach weiteren Beratungen kamen die Archivare und Gábor Kohlrusz, der ungarische Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, zum Schluss, dass die im Hof des Archivs bestatteten Personen noch an ihrem ursprünglichen Ruheort begraben sein könnten, denn es gäbe weder Informationen in der Datenbank, noch Kenntnisse über Exhumierungen aus späteren Jahrzehnten.

Die Ausgrabungsarbeiten begannen nach einer vorbereitenden Begehung am 25. Mai 2025, und die Überreste des ersten verstorbenen Soldaten wurden bald gefunden. In der Folge wurden dreizehn weitere Soldaten aus dem ehemaligen Granatenkrater geborgen, und bei der Exhumierung wurden auch sieben Personen identifiziert, so dass die Angehörigen von sieben Familien nun endlich erfahren können, wo ihr in den Kämpfen gefallener Vorfahre beerdigt wurde. Eine Reihe von persönlichen Gegenständen wie Uhren, Kämme, Rasierapparate, medizinische Geräte und Metallmünzen aus dieser Zeit wurden geborgen. Auch Reste des Turms des Nationalarchivs, der im Sommer 1945 durch eine Detonation abgerissen wurde, wurden gefunden. Die Arbeiten werden nach Pfingsten auf dem noch zu bearbeitenden Gelände fortgesetzt.

Die Geschichte ist lebendig

Csaba Szabó betonte, dass dieser Fall auch beweist, wie wichtig Archive und die in ihnen aufbewahrten Dokumente sind: „Die Geschichte ist lebendig, und es ist offensichtlich, dass es auch nach all den Jahren noch einige weiße Flecken gibt und immer wieder sehr interessante und spannende Dokumente gefunden werden können. Hätten wir nicht dieses Schlüsseldokument, das wir besitzen, wären diese deutschen Soldaten vielleicht nie exhumiert worden. Aber die Informationen in den Dokumenten haben uns zur Lösung geführt.

MAGYARUL: https://mnl.gov.hu/mnl/ol/hirek/ii_vilaghaborus_katonai_tomegsirt_tartak_fel_a_becsi_kapu_teren

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