Wir sind immer noch Ungarn – Einleitung zum Buch VERBLEIBEN

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5. September 2025 von Irén Rab

Gut zehn Jahre ist es her, dass ich in Zilah (Zillenmarkt/Zalău) in der fast vierhundertjährigen, noch erhaltenen Bibliothek des früheren reformierten Kollegs nach ungarischen Dokumenten recherchierte. Vom rumänischen Präfekten war jemand geschickt worden, um mich hereinzulassen, und diejenige saß nun wartend da, bis ich fand, was ich suchte. Helfen konnte sie mir nicht, denn sie war mit der Sammlung nicht vertraut und verstand noch nicht einmal die Sprache. Meine Unterkunft war in einer nahegelegenen Pension, die ich ausgewählt hatte, weil ihr Besitzer Ungar war. Man freute sich dort über meinen Besuch und an den Abenden unterhielten wir uns angeregt – bis ein neuer Gast eintraf, geradewegs aus Bukarest, und uns aufforderte, rumänisch zu sprechen, schließlich seien wir in Rumänien!

Siebenbürgen ist rumänisches Gebiet” – lautete sein Urteil.

Die Region liegt im Übrigen nicht in Siebenbürgen, sondern im Partium, das bis zum 16. Jahrhundert ethnisch rein ungarisches Gebiet war. Durch die vielen Konflikte wurde die ungarische Bevölkerung jedoch dezimiert und an ihrer Stelle siedelten sich Rumänen an, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich in der Überzahl waren.

Die Ungarn, die in ihrer Heimat geblieben sind, verfügen seit einhundert Jahren nur über eingeschränkte Rechte,

welche sich je nach der Landes- und Ortspolitik ändern können, aber nie ein zufriedenstellendes, menschenwürdiges Niveau erreichen.

Die Geschichte kam mir in den Sinn, weil vor einigen Wochen in Pozsony (Pressburg/Bratislava), das dreihundert Jahre lang die Krönungsstadt des ungarischen Königreichs war, ein slowakischer Mann eine Gruppe Zwanzigjähriger angegriffen hat, nur weil diese sich auf Ungarisch unterhielten. „Wir sprechen Ungarisch, weil wir Ungarn sind”, entgegnete einer von ihnen, woraufhin der Mann ihm ein Messer an die Kehle hielt und ihm dabei ins Kinn schnitt. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art, und auch nicht der letzte.

„Die Ungarn gehören jenseits der Donau”, lautet der salonfähigere Wahlspruch der slowakischen Nationalisten,

die keine Ahnung haben, dass tausend Jahre lang auf beiden Seiten der Donau eine homogen ungarische Bevölkerung lebte und auf der Donauinsel Csallóköz (Große Schüttinsel/Žitný ostrov) heute noch lebt. Nur erhoben die Tschechen 1919 Anspruch auf das Gebiet und auf den bis zum Schwarzen Meer befahrbaren Schiffsverkehrsweg, die Donau. Deshalb wurde die neue, die „Trianoner“ Grenze hier gezogen. Die Tschechen hätten die Grenze am liebsten noch südlicher angesetzt und sich ganz West-Transdanubien als Korridor zwischen den nord- und südslawischen Völkern (Serben, Kroaten, Slowaken, Tschechen) einverleibt. Doch das war selbst der Entente zu viel.

In Transkarpatien wurden die Rechte der einheimischen Ungarn nacheinander von den Tschechen, den Sowjets und den Ukrainern untergraben.  

Aktuell sind es die Ukrainer, die das Anrecht der Ungarn auf ihre Heimat infrage stellen und die Daseinsbedingungen ihrer kulturellen, sprachlichen und religiösen Gemeinschaft einschränken. „Ans Messer mit den Ungarn!” brüllen ukrainische Nationalisten

in Ungvár (Ungwar/Uzshorod), auf der Burg von Munkács (Munkatsch/Mukatschewo) haben sie das uralte ungarische Symbol, die Turul-Statue umgestürzt. Doch all das findet in der Weltöffentlichkeit keine Beachtung.

In den Nachfolgestaaten des einstigen Ungarischen Königreichs ist die Hungarophobie auch hundert Jahre später noch nicht abgeklungen. Die ungarischen Nationalsymbole gelten in den Augen der Nachfolgestaaten auch nach hundert Jahren noch als extremistische Symbole. In der Slowakei zählt der historische Begriff Oberungarn als Irredentismus, und es fällt niemandem auf, dass dessen Verbot eine Form staatlich gebilligten ungarnfeindlichen Chauvinismus ist.

Die Liste der Kränkungen gegen die Ungarn ist lang, von der Schändung des Soldatenfriedhofs in Úzvölgye (rum. Valea Uzului), der Einschränkung des Sprachgebrauchs, der Beschimpfung als „bozgor” (ein rumänischer Spottname für die Ungarn, der „heimatlos” bedeutet) bis hin zum Wahlrecht, das ungarische Bürger abdrängt, den noch immer geltenden Beneš-Dekreten und der Umdeutung ungarischer Denkmäler als rumänische, slowakische, ukrainische oder serbische Monumente.

Darauf, dass die Europäische Union die jahrhundertealten Konflikte löst, wartet man vergeblich. Die Europäische Union hat den Schutz einheimischer nationaler Minderheiten unter die Verantwortlichkeit der Nationalstaaten gestellt.

Das heißt, Ungarn muss ausgerechnet diejenigen um Schutz seiner Landsleute bitten, die für die Einschränkung ihrer Rechte verantwortlich sind, und sich von ihnen eine Lösung ihrer spezifischen Probleme im Minderheitenstand erhoffen. Die Minority SafePack-Initiative hat mit über 1,1 Millionen Unterschriften aus zahlreichen Ländern zwar die vorgeschriebene Anzahl von Unterstützern erreicht, die Reizschwelle der EU allerdings nicht. Autonomie kommt nicht infrage, wozu denn auch?

Meine deutschen Freunde verstehen nicht, warum uns Ungarn der Vertrag von Trianon schmerzt. Lasst es doch gut sein, sagen sie, das ist Geschichte, was geschehen ist, ist geschehen. Sie selbst haben den Ersten Weltkrieg (und sogar den Zweiten) schließlich auch verloren und seien in Versailles der Kolonien beraubt worden, die sie einige Jahrzehnte lang besessen hatten, sowie zehn Prozent ihres Staatsgebietes, und doch trauern sie nicht mehr. Sie verstehen nicht, was wir fühlen.

Man hat unser Land in Stücke gerissen, man hat die Ungarn jenseits der neuen Grenzen fremden Staatsgewalten ausgeliefert und den Rest des Landes zum Tode verurteilt.

Wir überdauern, weil wir nicht vergessen. „Ungar ist, wen Trianon schmerzt.“ Trianon ist die ungarische Identitätsbildung selbst.

Zahllose Artikel, Analysen, Sachbücher und Romane sind bereits über die schicksalhafte ungarische Tragödie des 20. Jahrhunderts erschienen, und doch hatte ich das Gefühl, es fehlte etwas. Und zwar eine für das Ausland verständliche Erklärung, warum wir nicht vergessen können. Deshalb ist dieses Buch entstanden, das „Verbleiben“, in dem ich Texte verschiedener mehr oder weniger bekannter Autoren, darunter Gelehrte, Schriftsteller, Augen- und Zeitzeugen, in zwei Sprachen zusammengetragen habe, damit auch jene die Bedeutung Trianons verstehen, die diese nicht fühlen. Damit sie verstehen, dass die Trauer um Trianon Ungarn wie Deutsche gleichermaßen betrifft. Denn von den zwei Millionen Deutschen, die 1910 noch in Ungarn lebten, sind heute nur noch einige Hunderttausende im Karpatenbecken verblieben, und die Mehrheit von ihnen auf dem heutigen Gebiet Ungarns. Der Rest ist verschwunden, denn für sie boten die neuen Staaten keine sichere Zuflucht, keine Heimat.

Die hier veröffentlichten Texte sind eine Auswahl von Beiträgen aus meinem Online-Magazin Ungarnreal – Ungarn aus erster Hand. Die einzelnen Kapitel behandeln die verschiedenen, vom historischen Ungarn abgetrennten Regionen,

mit all dem Schmerz, der Bitterkeit und dem Leid, das die ungarische Bevölkerung in den vergangenen einhundert Jahren durch die Hand des Schicksals erfahren hat. Die Entrechtung, der Völkermord, die Hinrichtungen, die Aussiedlung, die Zwangsarbeit, der Schweigezwang und der allergrößte Schmerz, die Heimatlosigkeit.

In den auf den Ruinen des historischen Ungarns entstandenen neuen Staaten versuchte man mit ähnlichen Methoden, sich der einheimischen Ungarn zu entledigen. Zwischen den Kriegen eher mit administrativen Mitteln, durch Siedlungspolitik, nach dem zweiten Weltkrieg dann durch Enteignungen und bolschewistische, tödliche Gewalt.

Im letzten Kapitel findet sich dennoch Optimismus: Wir sind immer noch Ungarn, das ungarische Volk lebt, unsere Sprache, unsere Kultur und unsere tausendjährige Geschichte kann uns niemand nehmen. Das ist die Voraussetzung unseres Bestehens: der vererbte Segen, der uns verbindet, über die Grenzen hinweg. Denn ein Volk hat keine Grenzen, kann auch keine haben.

Ich möchte all jenen meinen Dank aussprechen, die meine Arbeit unterstützt haben, ob mit Übersetzungen, Korrekturen, Zuspruch oder finanziellen Mitteln. Weiterhin bedanke ich mich bei den Autoren, dass sie der Veröffentlichung ihrer Schriften zugestimmt haben, bei der Klausenburger Druckerei Misztótfalusi Kis Miklós für die Publikation. Weiters bedanke ich mich im Voraus bei allen, die das Buch lesen werden und so das hier bruchstückhaft, aber dennoch umfassend dargestellte Schicksal der Ungarn im Karpatenbecken zu verstehen lernen.

Megmaradás – Verbleiben. Hrsg. Irén Rab. Kolozsvár, Verlag Multiradix, 2025.

Bildquelle: Das Denkmal der nationalen Zusammengehörigkeit wird gebaut. Budapest, Kossuth tér

MAGYARUL: Előszó a Megmaradás c. könyvhöz

Tíz éve is annak, hogy Zilahon az egykori Református Kollégium megmaradt, majd’ négyszázéves könyvtárában magyar dokumentumok után kutattam. A román prefektusról küldtek valakit, aki beengedett, ott üldögélt, várta, hogy megtaláljam, amit keresek. Segíteni nem tudott, hiszen a gyűjteményt sem ismerte és a nyelv is idegen volt neki.  Egy közeli panzióban volt a szállásom, azért választottam, mert ott magyar volt a tulajdonos. Nagyon örültek nekem, esténként jókat beszélgettünk, mígnem új vendég érkezett, egyenesen Bukarestből, aki ránk szólt, hogy Romániában vagyunk, beszéljünk románul! „Erdély román föld” – adta ki a verdiktet.

Ez a vidék amúgy nem Erdély, ezek itt a szilágysági dombok, a Partium, etnikailag a 16. századig egységesen magyar terület, de a sok hadakozásban megfogyatkozott a magyarság, helyükre románok érkeztek, akik a 19. század közepére már mindenütt többségbe kerültek. A szülőföldjükön maradt magyarok jogai száz éve korlátozottak, az országos és a helyi politika változásainak függvényében változnak, de kielégítő, emberhez méltó sosem volt. 

A történet azért jutott eszembe, mert pár hete Pozsonyban (háromszáz évig a Magyar Királyság koronázó fővárosa) szlovák férfi támadt egy huszonévesekből álló társaságra, amiért azok magyarul beszéltek. Magyarok vagyunk, ezért beszélünk magyarul, válaszolta egyikük, mire a férfi kést kapott elő és megvágta a fiú nyakát. Nem az első és nem is az utolsó ilyen eset ez.  „Magyarokat a Duna túlpartjára”, hangzik a szlovák nacionalisták szalonképesebb jelmondata, és fogalmuk sincs, hogy a Duna mindkét oldalán homogén magyar népesség élt ezer éven át és él a Csallóközben még mindig. Csak hát a cseheknek 1919-ben szükségük volt a területre, és a magyaroknak köszönhetően a Fekete-tengerig hajózható közlekedési útvonalra, a Dunára. Ezért húzták meg itt a trianoni határt. Húzták volna ők még lejjebb is, sőt a Nyugat-Dunántúlt a déli és északi szláv népeket (szerbek, horvátok, szlovákok, csehek) összekötő folyosóként akarták maguknak bekebelezni. De ez az erőszak már az Antantnak is sok volt.

A Kárpátalján élő őshonos magyarok jogait hol a cseh, hol a szovjet, hol az ukrán állam taposta, a szülőföldhöz való jogukat most épp az ukránok kérdőjelezik meg, korlátozzák kulturális-nyelvi-vallási közösségi létezésüket. „Késhegyre a magyarokkal!” – üvöltik az ukrán nacionalisták Ungváron, Munkácson ledöntik a vár fokán álló ősi magyar jelképet, a turulszobrot. Mindezt nem hallja és nem látja a világ.

A hungarofóbia száz év után is elevenen él az Osztrák-Magyar Monarchia időközben szétesett utódállamaiban.  Magyar nemzeti jelképeink az utódállamok szemében száz év után is szélsőséges jelképeknek minősülnek. A Felvidék szó használata irredentizmusnak számít Szlovákiában, és nem veszik észre, hogy tiltása magyarellenes sovinizmus állami jóváhagyással.

Lehetne sorolni a magyar sérelmeket, az első világháborús úzvölgyi katonatemető meggyalázását, a nyelvhasználat korlátozását, a „bozgorságot” (a magyarok csúfneve Romániában, a.m. hazátlan), a magyarokat ellehetetlenítő választási törvényeket, a még mindig hatályban lévő Benes-dekrétumokat, a magyar műemlékek átnevezését román, szlovák, ukrán, szerb etc ősi műemlékekre. És várni, hogy az Európai Unió majd megoldja az évszázados konfliktusokat. Nem oldja meg. Az Európai Unió az őshonos nemzeti kisebbségek védelmét nemzetállami hatáskörbe utalta. Azaz azokhoz fordulhatnak a magyarok védelemért, akik éppenséggel jogaikat korlátozzák, tőlük kell várniuk megoldást a kisebbségi létből fakadó gondjaikra. A Minority SafePack, sok ország sok polgárának aláírásával elérte az előírt támogatói számot, de az uniós ingerküszöböt nem sikerült elérnie. Autonómiáról szó sem lehet, minek az?

Német barátaim nem értik, miért fáj nekünk, magyaroknak Trianon. Engedjük már el, mondják, történelem, ami volt, elmúlt. Ők is elveszítették az első világháborút (a másodikat is), Versaillesban megfosztották őket a pár évtizede birtokolt gyarmataiktól és elvették a birodalom területének tíz százalékát, mégsem keseregnek. Nem értik, amit mi érzünk. Szétszabdalták az országunkat, kiszolgáltatottá tették a határon túlra került magyarokat, a maradék országot pedig halálra ítélték. Azért vagyunk még, mert nem felejtünk. Magyar az, akinek fáj Trianon. Trianon a magyar identitásképző.

Számtalan írás, elemzés, szakkönyv, regény jelent meg a magyarság 20. századi sorstragédiájáról, mégis úgy éreztem, valami hiányzik. A magyarázat egy külföldi számára, hogy miért nem tudunk felejteni. Ezért született meg ez a könyv, a „Megmaradás”, amelybe különböző ismert és kevésbé ismert szerző, tudósok és szépírók, szemtanúk és emlékezők írásaiból állítottam össze egy nagy csokorra valót két nyelven, hogy azok is értsék Trianont, akik nem érzik. Hogy megértsék, Trianon közös gyászunk, magyaroké és a németeké is. Mert az 1910-ben még kétmilliónyi magyarországi németből már csak pár százezer él a Kárpát-medencében, azok többsége is a megmaradt Magyarország területén. A többi eltűnt, számukra az új államok már nem nyújtottak biztos menedéket, hazát.

Az itt közölt írások megjelentek az Ungarnreal – Ungarn aus erster Hand online magazinomban, és a szokott módon válogattam közülük. Az egyes fejezeteket
a történelmi Magyarország elszakított régió alkotják, megannyi fájdalom, keserűség és szenvedés, amit a magyarság az elmúlt száz esztendőben a sors akarata folytán, kényszerűségből megélt. A jogfosztást, a népirtást, a sortüzeket, a kitelepítést, malenkij robotot, a kötelező hallgatást és a legnagyobb fájdalmat, a hazátlanságot.  A történelmi Magyarország romjain alapított új államokban hasonló recept alapján próbáltak megszabadulni az őshonos magyaroktól. A két világháború között inkább adminisztratív eszközökkel, betelepítésekkel, a második világháború után már vagyonelkobzással, bolsevik gyilkos erőszakkal. Az utolsó fejezetben mégis ott az optimizmus: Még mindig magyarok vagyunk, a magyar nemzet él, nyelvünket, kultúránkat, ezeréves történelmünket nem veheti el tőlünk senki, ez megmaradásunk feltétele, az áldás, amit örököltünk, ami összeköt, határok nélkül. Mert a nemzetnek nincs, nem is lehet határa.

Köszönetet szeretnék mondani mindenkinek, aki segítette munkámat, fordítással, korrektúrával, biztatással vagy anyagi támogatással. Az egyes szerzőknek, hogy hozzájárultak a közléshez, a kolozsvári Misztótfalusi Kis Miklós Nyomdának a kiadásért, és azoknak is köszönet előre, akik olvasni fogják és megértik az itt szétszórtan, de mégis egyben látható kárpát-medencei magyar sorsot.

Kép: Épül a Nemzeti Összetartozás emlékműve, Budapest, Kossuth tér

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